Zum gemeinsamen Lesen, Lachen und vertrauten Gesprächen treffen sich bundesweit 16.600 Lesekinder einmal pro Woche in der Schule mit einer Lesementorin oder einem Lesementor. Seit März war und ist dieser direkte Kontakt zeitweise nicht möglich, weil die Pandemie die Lesestunden einschränkt. Daher haben der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e. V. und seine 92 regionalen Vereine neue kreative und digitale Wege für die Leseförderung entwickelt.
Als die Schulen im März geschlossen wurden, blieben viele Lesementorinnen und -mentoren telefonisch mit ihren Lesekindern in Kontakt. Andere schrieben Briefe mit Geschichten zum Vollenden oder steckten Kinderzeitungen in Briefkästen. Aber gerade auf Distanz spielt das Digitale eine bedeutende Rolle: Gut gemachte Lese-Apps und Videogespräche mit den Mentorinnen und Mentoren sind schöne, interaktive Leseerlebnisse, die die Kinder und Jugendlichen für das Lesen begeistern.
Viele Lesetandems behielten den digitalen Austausch bei als die Schulen nach den Sommerferien wieder öffneten. So auch in zwei Vereinen, die ihre Lesekinder mit Tablets ausstatteten. Die Geräte sind speziell für die Kinder eingerichtet. Sie können damit nicht im Internet surfen, sondern auf ein geprüftes Lese- und Lernangebot zugreifen.
So erreichen die Mentorinnen und Mentoren Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Corona sonst gar keine Lesestunden wahrnehmen könnten. Wann und wo immer es möglich ist, bieten die bundesweit 13.000 Lesementorinnen und -mentoren ihre bewährten Lesestunden nach dem 1:1-Prinzip im direkten Kontakt an, natürlich unter Einhaltung aller gebotenen Hygieneregeln.
Der Ansatz von MENTOR
MENTOR unterscheidet sich von anderen Leseinitiativen durch die Vermittlung von Lesekompetenz mittels einer kontinuierlichen Begleitung eines Lesekindes mindestens ein Jahr lang entsprechend der pädagogischen Förderphilosophie von MENTOR. Das 1:1-Prinzip ist die entscheidende Basis für die erfolgreiche Förderung. Die Lesementorinnen und -mentoren greifen für ihre individuelle Leseförderung die Fähigkeiten und Interessen der Schüler auf und schenken ihnen Zeit und Zuwendung. Ein eigens entwickeltes Programm richtet sich an geflüchtete Kinder. Jedes Kind soll, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe erlangen.
Umsetzung und Erfolge
Die MENTOR-Leseförderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Die Lehrkräfte wählen die Schüler mit Förderbedarf aus. Sind sie und ihre Eltern einverstanden, kommt es zu einem Kennenlernen mit der Lesementorin oder dem Lesementor. Anschließend treffen sich beide wöchentlich in den Räumen der Schule. Diese Unterstützung von MENTOR ist notwendig und gern gesehen.
Die Lehrkräfte berichten, dass die Lesekinder ihr Selbstbewusstsein verbessern und sich trauen, aktiv am Unterricht teilzunehmen. Die Lehrerumfrage des regionalen Vereins MENTOR Hamburg (2018) hat folgende Erfolge aufgezeigt:
- Fast alle Kinder verbessern ihre Vorlesefähigkeiten,
- über 90 Prozent der Kinder verbessern ihr Textverständnis,
- die Lesefreude wächst bei mehr als 20 Prozent deutlich,
- 50 Prozent der Kinder sind im Unterricht merklich aktiver.
Leseförderung auf hohem Niveau
Der Bundesverband sichert die hohe Qualität der Leseförderung, indem er Angebote zur Weiterbildung macht und Materialien für die Leseförderung zur Verfügung stellt. Der Verband bietet eine Plattform für den Austausch seiner Mitglieder untereinander sowie mit anderen Akteuren der Leseförderung. Er vertritt die Interessen aller Mitglieder und wirbt um politische, inhaltliche und finanzielle Unterstützung. Engagierte, die in ihrer Region einen MENTOR-Verein gründen oder Mentor werden möchten, sind herzlich willkommen und erhalten umfassende Unterstützung.