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SOCIUS ist das Projekt des Monats März 2020
Seit 2012 unterstützt das Ausbildungsprojekt SOCIUS in Frankfurt a. M. in der Trägerschaft des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung. Ehrenamtliche werden in 80 Unterrichtseinheiten, in denen neben Themen wie Interkultureller Kommunikation und Diskriminierung bzw. Rassismus auch die rechtliche, soziale und psychische Situation von Migranten und Flüchtlingen in Deutschland behandelt wird, zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildet. Seminarleiter Dr. Jan Gross berichtet über die Arbeit des Projektes.
Wer ist der Träger des Projektes?
Träger des Projektes SOCIUS ist der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach, Fachbereich I: Beratung, Bildung, Jugend.
Wer ist die Zielgruppe?
Mit dem Projekt sprechen wir auf Seiten der Ehrenamtlichen grundsätzlich alle Menschen ab 21 Jahren an. Seit Beginn des Projektes zeigt sich, dass sich die unterschiedlichsten Menschen zu einem Engagement bei SOCIUS begeistern lassen: Wir haben Studenten, die sich einfach gerne ehrenamtlich im Gebiet des Mentorings einbringen möchten und somit zum besseren Gelingen des Ankommens in Frankfurt beitragen. Es gibt junge Menschen, die sich in den ersten Jahren ihres Berufslebens befinden und es spannend finden, Menschen zu begleiten, die ganz andere Lebensgeschichten haben als sie selbst. Andere Mentorinnen und Mentoren befinden sich am Übergang in den Ruhestand oder bereits im Ruhestand selbst und möchten ihre neue Freizeit mit etwas Sinnvollem gestalten und sich für Menschen in Not einsetzen.
Auf Seiten der Mentees sprechen wir grundsätzlich diejenigen an, die zunächst eine unserer Beratungsstellen aufgesucht haben: Der Evangelische Regionalverband bietet in Frankfurt und Offenbach u. a. eine Einrichtung der Beratung und Therapie für Flüchtlinge, eine Sozialberatung für Migrantinnen und Migranten und Flüchtlinge sowie eine Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte. Zu uns kommen Menschen, die neu in Frankfurt sind, aber auch Menschen, die alleine oder mit ihrer Familie bereits seit einigen Jahren in Deutschland oder Frankfurt leben und denen es schwerfällt, anzukommen, da sie z. B. Probleme mit dem Deutschlernen oder juristische Probleme haben.
Wie viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. Patinnen und Paten arbeiten in dem Projekt?
Das Projekt teilt sich in zwei Bereiche, die Ausbildung und die Praxiskoordination. In der Ausbildung gibt es einen hauptamtlichen Mitarbeiter, der die Seminarleitung übernimmt, in der Praxiskoordination gibt es zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen. Außerdem arbeiten wir für die Gestaltung der Seminare mit einigen hauptamtlichen Fachexpertinnen, -experten und Honorarkräften zusammen. Seit 2012 haben wir bereits mehr als 200 Mentorinnen und Mentoren ausgebildet. Aktuell sind rund 100 von ihnen aktiv.
Wie beschreiben Sie Ihre Projektarbeit?
Hilfesuchende kommen zu unseren Beratungsstellen. Von dort werden sie bei Bedarf und wo es Sinn ergibt weiter an unsere Praxiskoordinatorin verwiesen. Die Praxiskoordinatorin führt Mentorinnen und Mentoren aus der Ausbildung und Mentees zusammen und achtet dabei darauf, dass die Chemie stimmt und realistische Zielvereinbarungen getroffen werden. Sie treffen sich anschließend selbst organisiert circa zwei Stunden pro Woche und bemühen sich, die Zielvereinbarung (eine Arbeit oder Ausbildung finden, Sprachkurse bestehen etc.) zu erfüllen.
Wie kommt man zusammen?
Am Ehrenamt interessierte Personen nehmen per E-Mail (socius(at)frankfurt-evangelisch.de) oder telefonisch (069 9105 6686) Kontakt zu uns auf und bewerben sich um die Teilnahme am jährlich im April/Mai beginnenden Ausbildungskurs. Die Auswahlphase für den aktuellen Kursbeginn am 25. April läuft gerade auf vollen Touren. Die Tandems bestehend aus Mentee und Mentorin oder Mentor werden im Laufe der ersten Monate der Ausbildung gebildet.
Seit wann besteht das Projekt?
Das Projekt besteht seit 2012.
Wie wird das Projekt bekannt gemacht?
Zum einen weisen unsere Fachexpertinnen und -experten in den Beratungsstellen auf das Projekt hin, wenn sie merken, dass ein Klient weitergehenden Unterstützungsbedarf hat. Zum anderen werben wir jedes Jahr zu Beginn einer neuen Ausbildungsphase um Ehrenamtliche durch Plakate, Flyer, auf Facebook, auf http://www.evangelischesfrankfurt.de sowie durch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Wie alt sind die Patinnen und Paten?
Unsere Patinnen und Paten sind mindestens 21 Jahre alt und maximal in dem Alter, in dem sie sich noch fit genug fühlen, um einen Mentee wöchentlich circa zwei Stunden beim Deutschlernen, bei Behördengängen u. v. m. zu begleiten.
Welche Berufe üben die Ehrenamtler aus oder haben sie ausgeübt?
Unter den Ehrenamtlichen waren von Sozialarbeitern über Handwerker bis Bankangestellten bereits die unterschiedlichsten Berufe vertreten. Der Wille zum Engagement kommt aus nahezu sämtlichen Teilen der Stadtgesellschaft.
Wie wird das ehrenamtliche Engagement anerkannt?
Alle Ehrenamtlichen, die die knapp einjährige Ausbildung absolviert haben, werden als Mentorin oder Mentor zertifiziert. Neben dieser formalen Anerkennung veranstalten wir eine jährliche Weihnachtsfeier für die Mentorinnen und Mentoren, es gibt Studientage zur Weiterbildung und eine Zertifikatsfeier am Ende der Ausbildung.
Engagieren sich Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bei Ihnen?
Ja, in beinahe jedem Ausbildungsjahrgang gab es immer Menschen mit eigener Zuwanderungsgeschichte und Integrationserfahrung.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Patenkindern?
Die meisten Mentees sind froh und dankbar für die Begleitung. Die Unterstützung hat z. B. dazu beigetragen, dass endlich der Deutschkurs geschafft wurde, der Haupt- oder Realschulabschluss absolviert wurde oder eine Wohnung gefunden werden konnte. Manchmal müssen wir die Erwartungshaltungen jedoch auch etwas zurückschrauben.
Welcher Aspekt ist Ihnen für Ihre Arbeit besonders wichtig?
Ich finde es wichtig, dass in dem Projekt Menschen, die in einer Stadt leben und sich doch in der Regel nicht begegnen, zusammengeführt werden. Durch die Begegnung wächst das Verständnis für die Situation des anderen, die sonst nur schwer nachzuvollziehen ist. Die Stärkung einer so diversen Stadtgesellschaft durch die Anbahnung von Begegnung und Verständnis – das ist es, was mir Freude bei der Arbeit bereitet.
Was planen Sie für die Zukunft?
Wir möchten das Projekt auch in Zukunft mit jeweils leicht angepassten Seminarinhalten anbieten. Das ist nach nun mehr als sieben Jahren jedoch eine große Herausforderung, da wir jedes Jahr aufs Neue Fördermöglichkeiten finden müssen, um den Ausbildungsteil des Projektes zu finanzieren.
Projektname
SOCIUS
Ort
Frankfurt a. M.
Gründung
2012
Träger
Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach
Kontaktdaten
Dr. Jan Gross
Rechneigrabenstr. 10
60311 Frankfurt a. M.
E-Mail: socius(at)frankfurt-evangelisch.de
Zur Internetseite
Schwerpunkte
Flüchtlingshilfe/-integration und Beratung
Mentoring
Mitarbeiter/innen hauptamtlich
2
Anzahl der Patinnen und Paten
circa 100