In deutschen Kinderheimen gibt es Kinder und Jugendliche, die keinen verlässlichen Kontakt zu ihrer Her-
kunftsfamilie haben. Während andere Kinder ihre Wochenenden mit Eltern, Großeltern oder anderen erwachsenen Verwandten verbringen, fehlt diesen jungen Menschen eine solche Regel-
mäßigkeit. Aus dieser Situation heraus ist das Projekt „Wegbegleiter-Patenschaften“ des Kölner Kreidekreises e. V. entstanden. Seit 2006 vermittelt der Verein als freier Träger der Jugendhilfe Wegbegleiter-Patinnen und -Paten, die den Kindern als Vertrauensperso-
nen außerhalb des Heimes zur Seite stehen.

Die Erwachsenen, die der Kreidekreis auf diese Aufgabe vorbereitet und während ihrer Patenschaft betreut, sind idealerweise auch über die Voll-
jährigkeit der Jugendlichen hinaus für sie da. Denn gerade im Übergang zum Erwachsensein und Berufsstart ist es wichtig, dass die jungen Men-
schen auch außerhalb der Einrichtung, die sie dann verlassen, eine Bezugs-
person haben. Bei der Vermittlung und Betreuung der Patenschaften arbeitet der Verein eng mit den Einrichtungen der stationären Jugendhilfe zusammen, ist mit Bezugserziehenden, den Kindern, der Einrichtungslei-
tung und den Patinnen und Paten in regelmäßigem Kontakt.
Über die Projektarbeit berichtet die Leiterin des Projektes Corinna Roßbach.

Derzeit arbeiten zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen und ein ehrenamt-
licher Vorstand für den Kölner Kreidekreis. Gemeinsam betreuen sie über 40 Wegbegleiter-Patenschaften. Die Patinnen und Paten sind zwischen 25 und 65 Jahre alt, kommen aus den verschiedenen Berufszweigen und brin-
gen unterschiedliche Hintergründe und Motive mit, sich für Kinder und Jugendliche zu engagieren. Ihnen ist gemeinsam, dass sie mit beiden Bei-
nen fest im Leben stehen und bereit sind, für ihre Patenkinder als Vertrau-
ensperson außerhalb des Heimes da zu sein. Die Patenschaft ist in einem festen Rhythmus von 14 Tagen angelegt und beginnt mit wenigen Stunden. Im späteren Verlauf verbringen die Kinder auch Zeit bei ihren Wegbegleiter
-Patinnen und -Paten zu Hause, man erlebt den Alltag zusammen. Für die Kinder ist vor allem die Verlässlichkeit wichtig. Viele haben in ihrer Ge-
schichte Trennungen und Enttäuschungen erfahren. Oft werden die Patin-
nen und Paten des Kölner Kreidekreises zur wichtigsten Konstante im Leben der Kinder.

Für den Verein steht das Wohl der Kinder immer im Vordergrund. Daher werden die Patenschaftsbewerberinnen und -bewerber zu Hause besucht und durchlaufen mehrere Vorbereitungsseminare, bevor eine Vermittlung in Frage kommt. Alle verpflichten sich, an regelmäßigen Supervisionen teil-
zunehmen. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Kölner Kreidekreises besuchen auch die Kinder in den Heimen, um diese kennenzulernen und zu erfahren, was sie sich von einer Patin oder einem Paten wünschen. Die re-
gionalen Schwerpunkte sind derzeit Köln, Bonn, das Bergische Land, die Nordeifel und der Rhein-Sieg-Kreis.

Für Menschen, die sich für eine Wegbegleiter-Patenschaft interessieren, stellt der Verein Informationen auf seiner Internetseite bereit.
Auch Einrichtungen der Jugendhilfe können sich hier darüber informieren, wie eine Zusammenarbeit funktionieren kann.
Aus Einrichtungen, in denen Kreidekreis-Patinnen und -Paten aktiv sind, kommen häufig weitere Anfragen von Kindern und Jugendlichen selbst, die sich eine Patenschaft wünschen. Sie können sich über ihre Bezugsbetreu-
enden an den Verein wenden.
Das Projekt „Wegbegleiter-Patenschaften“ wird von der „Aktion Mensch“ gefördert.

Für die Zukunft ist geplant, das Angebot noch mehr Kindern zugänglich zu machen und auszubauen, ganz im Sinne des Vereinsmottos: „Kein Kind allein.“