Patenschaften unterstützen Kinder und Jugendliche

Eine Patenschaft ist eine zeitlich begrenzte Beziehung zwischen zwei Menschen, in der eine ältere, lebenserfahrene Person eine jüngere begleitet und unterstützt. Eine solche Beziehung kann als allgemeine Hilfestellung im Leben des Patenkindes angelegt sein oder sich auf bestimmte Themen beschränken. Patenschaften sind eine verbindliche und verlässliche Beziehung. Die Patin oder der Pate investiert Zeit, Wissen und weiteres Engagement, um die frühkindliche, schulische oder berufliche Entwicklung des Patenkindes positiv zu gestalten. Durch regelmäßige Gespräche und gemeinsame Aktivitäten entsteht ein enges Vertrauensverhältnis.

Unterschiedliche Begriffe werden verwendet

Ob Patenschaften, Mentoring oder Coaching – die für diese Form des bürgerschaftlichen Engagements verwendeten Begriffe sind vielfältig: Während der Begriff Patenschaften von vielen Projekten zur Förderung von Kleinkindern genutzt wird, sprechen Projekte für Jugendliche häufiger von Mentorinnen und Mentoren sowie Mentees. Andere Projekte bezeichnen die ehrenamtlich Tätigen als Lotsinnen und Lotsen oder Coaches. Ihnen allen ist gemein, dass die individuelle Betreuung des Kindes oder Jugendlichen im Mittelpunkt steht.

Im Fokus stehen die individuellen Bedürfnisse der Patenkinder

Ziel von Patenschaften ist es, Patenkinder in der frühkindlichen und schulischen Entwicklung zu fördern und ihnen bei der beruflichen Orientierung zur Seite zu stehen. Die Kinder und Jugendlichen erhalten mit der Patin oder dem Paten eine Vertrauensperson, die sie begleitet und ihnen neue Perspektiven aufzeigen kann. Wichtig ist, dass die Patenschaft die Regelangebote in Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen lediglich ergänzt. Dafür ist eine enge Abstimmung zwischen dem Projekt und den beteiligten Regeleinrichtungen erforderlich.

Die konkreten Ziele sind in jeder Patenschaft unterschiedlich

Patenschaften bieten eine längerfristige und sehr persönliche Begleitung, die sich ganz gezielt an den individuellen Bedürfnissen des Patenkindes oder Mentees orientiert. Wie die Ziele der jeweiligen Patenschaft aussehen, ist unterschiedlich – je nachdem in welchen Bereichen sich das Patenkind und seine Eltern Unterstützung wünschen. Bei jüngeren Kindern liegt das Hauptaugenmerk häufig darauf, die Kinder beim Lernen und Üben der deutschen Sprache zu unterstützen. Bei Kindern im Grundschulalter steht vielfach das Lernen im Vordergrund. Ziel von Ausbildungspatenschaften ist es meist, den Jugendlichen bei der Berufsorientierung zu helfen und sie dabei zu unterstützen, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden oder die Ausbildung erfolgreich zu bestehen.

Für Patinnen und Paten

Patenschaften brauchen viele Unterstützer

Für jeden das passende Projekt: Patenschafts- und Mentoringprojekte bieten unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu engagieren. Es gibt bereits zahlreiche erfolgreiche Projekte, die mit dem Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger die Sprachkenntnisse und Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen verbessern. Die Projektdatenbank der „Aktion zusammen wachsen” gibt einen guten Überblick über die Projektlandschaft in Deutschland.

Warum eine Patenschaft übernehmen?

Für viele Patinnen und Paten ist der Kontakt mit jüngeren Menschen eine große Bereicherung. Sie tauschen sich auf vielfältige Weise mit anderen Menschen aus, denen sie sonst möglicherweise nicht begegnen würden. Die Erfahrungen, die die Patinnen und Paten im Rahmen ihres Engagements sammeln, beflügeln häufig auch deren eigenes Leben. Auch wenn jede Patenschaft Zeit braucht – Schritt für Schritt stellen sich Erfolge ein. Viele Projekte bieten Fortbildungen an, sodass die Patinnen und Paten gezielt neues Wissen erwerben können. Je nach Organisation äußert sich auch die Anerkennung des Engagements auf unterschiedliche Art: etwa in Form eines Zertifikates, einer Ehrung oder eines Dankesbriefes.

Patenschaften erfordern Geduld und Spaß im Umgang mit Kindern und Jugendlichen

Grundsätzlich benötigen Sie keine besondere Ausbildung oder spezielle berufliche Qualifikation, um sich als Patin oder Pate zu engagieren. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass Sie bereit sind, langfristig Zeit und Wissen zu investieren, um Ihrem Patenkind verlässlich und über einen längeren Zeitraum zur Seite zu stehen. Sie müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen – nur so kann eine vertrauensvolle Beziehung entstehen. Patinnen und Paten müssen außerdem Respekt und Akzeptanz mitbringen sowie die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.

Viele Projekte haben eigene Verfahren entwickelt, nach denen sie die Patinnen und Paten auswählen. Einige führen Einzelgespräche, andere veranstalten Kennenlerntreffen in der Gruppe. Viele Projekte lassen sich auch ein polizeiliches Führungszeugnis oder Referenzschreiben vorlegen. Für Einzelheiten zum Auswahlverfahren kontaktieren Sie bitte das jeweilige Projekt.

Praktische Hinweise

Einen umfassenden Überblick zu den Aufgaben von Patinnen und Paten erhalten Sie im „Leitfaden für Patenschaften”.

Der Anhang enthält praxisnah gestaltete Arbeitsblätter, die Patinnen und Paten in ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen unterstützen. Diese können Sie hier auch separat abrufen: 

Beispiele, wie Patenschaften in der Praxis ausgestaltet sind, finden Sie in der Rubrik „Tandem des Monats”.
Die „Leitsätze für Patenschaften” zeigen einige Grundlagen auf, die die Patinnen und Paten berücksichtigen sollten. Wenn Sie eine Patenschaft übernehmen möchten, können Sie in der Projektdatenbank nach Projekten in Ihrer Nähe recherchieren.

Für Eltern

Patenschaften können Eltern in der Erziehung der Kinder und Jugendlichen unterstützen

Patenschaften sind für viele Kinder und Jugendliche eine sinnvolle Ergänzung zu den Regelangeboten in Kindertagesstätten und Schulen. Ehrenamtlich tätige Patinnen und Paten lesen vor, betreuen Schülerinnen und Schüler bei den Hausaufgaben oder stehen Jugendlichen am Übergang von der Schule in die Ausbildung zur Seite. Sie geben ihre Lebens- und Berufserfahrungen weiter und sind oft Ratgeberinnen und Ratgeber. Bei den regelmäßigen Treffen, die meist in Schulen oder Kindertagesstätten, aber auch zu Hause stattfinden können, kümmert sich die Patin oder der Pate um das Patenkind oder Mentee oder möglicherweise mehrere Kinder und Jugendliche.

Auswahl der Patinnen und Paten

Die Patinnen und Paten werden sorgfältig vom jeweiligen Projekt ausgewählt und begleitet, um die bestmögliche Betreuung der Patenkinder und Mentees zu gewährleisten. Bevor eine Patin oder ein Pate die Patenschaft übernehmen kann, führt die Projektkoordinatorin bzw.beziehungsweise der -koordinator persönliche Gespräche und lässt sich ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Die Trägerorganisationen sind die ersten Ansprechpartner für Sie und stellen den Kontakt zwischen Ihnen und der Patin oder dem Paten her. Hier können Sie offen äußern, welche Eigenschaften die Patin oder der Pate Ihres Kindes mitbringen sollte oder bestimmte Ausschlusskriterien festlegen. Ist die Patin oder der Pate gefunden, findet das erste Treffen in der Regel gemeinsam mit den Eltern statt. In jedem Fall haben Sie die Möglichkeit, die Patin oder den Paten kennenzulernen – eine wichtige Voraussetzung, um eine respektvolle und vertraute Beziehung aufzubauen. Später wird sich die Patin oder der Pate allein mit dem Kind treffen.

Eltern gestalten Patenschaften von Anfang an mit

Als Eltern übernehmen Sie von Anfang an eine aktive Rolle: Sie arbeiten eng mit der Patin oder dem Paten, aber auch mit dem koordinierenden Projekt zusammen, das Ihnen für Fragen oder bei Problemen jederzeit zur Verfügung steht. Die meisten Projekte begleiten die Arbeit der Patinnen und Paten sehr eng – beispielsweise indem die Ehrenamtlichen ein Patenschaftstagebuch führen oder regelmäßig zu Erfahrungsaustauschtreffen erscheinen. Bei vielen Organisationen werden auch die Eltern zu regelmäßigen Treffen oder Netzwerkveranstaltungen der Projekte eingeladen.

Projekte finden

Inzwischen gibt es zahlreiche verschiedene Projekte von unterschiedlichen Trägern. Die Hilfe findet ehrenamtlich statt und ist für Sie als Eltern kostenfrei. Bevor Sie auf ein Projekt zugehen, verschaffen Sie sich einen umfassenden Überblick zu den Angeboten in Ihrer Region. Informieren Sie sich und prüfen Sie, welches Projekt am besten zu Ihnen beziehungsweise Ihrem Kind passt und in welchem Bereich Ihr Kind Unterstützung braucht. Eine gute Übersicht liefert die Projektdatenbank. Weitere Anlaufstellen sind auch die zahlreichen Träger von Patenschaftsprojekten:

  • Freiwilligenorganisationen
  • Gemeinnützige Vereine oder Verbände
  • Kommunale Träger
  • Migrantenorganisationen
  • Stiftungen
  • Wohlfahrts- und Sozialverbände 

Wichtige Informationen im Überblick finden Sie im Informationsflyer - PDFPortable Document Format, 2,2 MBMegabyte, für Eltern.

Für Kitas

Sprach- und Lernförderung fängt im Kindesalter an - Patenschaften unterstützen und ergänzen die Regelangebote

Der Anteil von Kindern mit Zuwanderungshintergrund im Kindergartenalter wächst. Für sie ist das Erlernen der deutschen Sprache in den ersten Lebensjahren essenziell. Damit sie die gleichen Teilhabechancen erhalten wie alle anderen Kinder, die in Deutschland leben, benötigen sie eine gezielte und individuelle Sprachförderung. Darüber hinaus ist die deutsche Sprache ein wesentlicher Faktor für die Integration: Sie ist die Basis für den Erwerb von sozialen Kontakten. Integration durch Sprache bedeutet jedoch nicht die Verdrängung der Muttersprache, sondern die Förderung der Fähigkeit zur Kommunikation in einer sich internationalisierenden Gesellschaft. Denn gute deutsche Sprachkenntnisse sind eine Grundvoraussetzung für den späteren schulischen und beruflichen Erfolg. Bildungspatenschaften können hier eine sinnvolle Unterstützung bieten.

Mit Projekten zusammenarbeiten

Patenschaften funktionieren allerdings nur dann gut, wenn alle Beteiligten eng kooperieren und ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Erzieherinnen und Erziehern und den Ehrenamtlichen sichergestellt ist. Nur so können Patenschaften gezielt die vorhandenen Regelangebote ergänzen.

Wenn Sie als Kindergarten oder Kindertagesstätte überlegen, eine Kooperation mit einem Projekt einzugehen, gehen Sie Schritt für Schritt vor. Prüfen Sie genau, über welche Ressourcen Sie intern verfügen und an welchen Stellen Freiwillige ergänzen können. Legen Sie genau die Einsatzfelder für die Freiwilligen fest und definieren Sie, wie oft und in welchem zeitlichen Rahmen die Freiwilligen eingesetzt werden sollen. Erstellen Sie ein Tätigkeitsprofil für die Ehrenamtlichen und überlegen Sie, welche Eigenschaften und Fähigkeiten die Patinnen und Paten dafür mitbringen sollen.

Bevor Sie eine Kooperation mit einem Patenschaftsprojekt eingehen, äußern Sie offen, welche Erwartungen Sie in die Zusammenarbeit setzen. Eventuell kann auch eine schriftliche Vereinbarung nützlich sein. Ist die Kooperation beschlossen, machen Sie die Projektträger und Freiwilligen vor dem Start der Zusammenarbeit mit den Abläufen und Spielregeln im Haus vertraut. Von Vorteil ist es, wenn Sie den Freiwilligen eine zentrale Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner benennen können, an den sie sich bei Fragen oder Problemen wenden können. Mit ihren pädagogischen Angeboten leisten Kindergärten täglich eine wertvolle und an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtete Arbeit. Ehrenamtliche Bildungspatinnen und -paten können hierbei ergänzend unterstützen. Sie können sich individuell einzelnen Kindern widmen. Einige Patinnen und Paten treffen sich regelmäßig mit einem Kind, andere lesen kleinen Gruppen vor. Nicht alle Projekte sind auf Sprachförderung fokussiert. Einige setzen den Schwerpunkt auch auf interkulturelle Erziehung und Elternarbeit: Werden die Erziehungs- und Bildungskompetenzen von Eltern gestärkt, wirkt sich dies auf das ganze Familiensystem aus – also auch auf die Kinder.

Für Schulen

Bildungspatenschaften und Mentoringprojekte unterstützen Schülerinnen und Schüler

Um Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund zu stärken und ihnen Teilhabechancen zu ermöglichen, müssen sie frühzeitig, differenziert und kontinuierlich gefördert werden. Die Übergänge vom Kindergarten oder Kindertagesstätte in die Grundschule, von der Grundschule in die allgemeinbildende Schule und von dort in die Ausbildung, den Beruf oder Studium stellen für diese Kinder oftmals besondere Hürden dar. Studien wie PISA belegen für Deutschland, dass die Bildungschancen vor allem davon abhängen, wie gut die Kinder und Jugendlichen die deutsche Sprache beherrschen: Mangelt es am Leseverständnis, beeinträchtigt dies auch den Wissenserwerb in allen anderen Fächern. Doch je älter das Kind ist, desto schwieriger wird es, eine Sprache auf allen Ebenen gut zu beherrschen.

Die Lehrerinnen und Lehrer in den Grund- und weiterführenden Schulen bieten Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine umfassende Förderung an. Patenschafts- und Mentoringprojekte – bei älteren Kindern spricht man in der Regel von Mentoring – können eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zu den Regelangeboten der Schulen sein. Ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger helfen den Kindern und Jugendlichen dabei, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Sie unterstützen sie bei den Hausaufgaben und stehen ihnen auch bei Alltagsproblemen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders für Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen ist Mentoring auch interessant für die Berufsfindung: Die Mentorinnen und Mentoren helfen bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz oder bei der Formulierung von Bewerbungen.

Da viele Mentoringprogramme auch das Sozialverhalten der Kinder und Jugendlichen verbessern, werden soziale Konflikte im schulischen Umfeld seltener. Viele Mentorinnen und Mentoren haben auch eine Mittlerfunktion – denn häufig nehmen Schülerinnen und Schüler Kritik und Hilfe von Außenstehenden leichter an als von Lehrerinnen und Lehrern oder den Eltern.

Mentoring hilft, Kinder und Jugendliche individuell und kontinuierlich zu fördern

Damit Mentoringprojekte die schulischen Angebote optimal ergänzen, müssen die Schule und der Projektträger, aber auch die ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren, eng zusammenwirken. Ob feste Kooperation oder projektbezogene Zusammenarbeit – wichtig ist, dass sich Projekt und Schule konkret abstimmen zu den Themen, die das Mentoring behandeln soll. Viele Projekte schließen Vereinbarungen oder Verträge mit den Schulen, um die beiderseitigen Verpflichtungen schriftlich festzuhalten. In einigen Projekten hat es sich bewährt, dass die Mentorinnen und Mentoren im Unterricht hospitieren. Dies erleichtert das gegenseitige Kennenlernen und vermittelt den Ehrenamtlichen einen guten Eindruck vom Lernumfeld der Mentees.

Hilfreich ist es auch, wenn es weitere Austauschmöglichkeiten wie regelmäßige Treffen zwischen Lehrpersonal und Ehrenamtlichen gibt. Die Schule sollte eine verantwortliche Person benennen, an die sich die Mentorinnen und Mentoren bei Fragen und Problemen wenden können. In einigen Projekten sind die Lehrerinnen und Lehrer besonders intensiv in die Projektarbeit eingebunden. Beispielsweise unterstützen die Lehrerinnen und Lehrer bei der Auswahl der Mentees. Zudem informieren sie die Eltern bei Elternabenden oder -sprechstunden und vermitteln den Kontakt zum Projekt.