Das „Patenprojekt“ im südlichen Landkreis Ebersberg ist das Projekt des Monats Februar 2021
Die Projektkoordinatorin Sarah Arnold stellt das Projekt vor.
Zielgruppe
Die Frage „Was kommt nach der Schule?“, ist heute für viele Jugendliche und deren Eltern schwer geworden. Eltern können in der Begleitung ihrer Kinder im Übergang von der Schule zum Beruf aus vielfältigen Gründen überfordert sein. Häufig kann es z. B. sein, dass gerade die Eltern aus eingewanderten Familien das System des dualen Ausbildungssystems nicht kennen. Die Berufswelt befindet sich in einem ständigen Wandel, bei der Betrachtung der Berufe ihrer Eltern oder anderer Verwandter haben die Jugendlichen nur einen kleinen Ausschnitt des möglichen Angebots vor Augen. Darüber hinaus wächst bei Jugendlichen in der Pubertät der Einfluss der Clique, der Wunsch, sich von zu Hause abzugrenzen steigt. Die Erwartungshaltung an die Jugendlichen ist groß. Abgängerinnen und Abgänger der Mittelschule sind noch sehr jung, wenn sie ihre berufliche Zukunft planen müssen. Andere Dinge sind gerade sehr viel wichtiger, häufig fehlt es einfach an der Motivation, sich ausgerechnet jetzt beruflich zu orientieren.
Im Patenprojekt betreuen wir die Mittelschulen in Ebersberg, Grafing, Kirchseeon, Aßling und Glonn, bzw. deren Schülerinnen und Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe. Unter Umständen kann auch ein Start in der 7. Klasse notwendig sein und es darf natürlich auch noch in der 9. Klasse eine Patenschaft begonnen werden. Hier orientieren wir uns ganz am Bedarf der Schülerinnen und Schüler.
Zielsetzung und Merkmale
In diesem Sinne ist eine Patenschaft ein frühes, ergänzendes Angebot für Jugendliche und ihre Eltern und stellt eine positive Unterstützung in der persönlichen und beruflichen Entwicklung dar, die wesentlich im präventiven Bereich angesiedelt ist. Durch die Patinnen und Paten erfahren die Jugendlichen eine Unterstützung bei der Bewältigung des Schulalltags und Hilfestellung bei der Findung des eigenen Berufswegs. Darüber hinaus erfolgt eine Vermittlung von sozialen Kompetenzen und eine persönliche Stärkung in der kritischen Übergangsphase. Außerdem ermöglicht eine Patenschaft die Unterstützung der Eltern in ihrer schwierigen Erziehungsarbeit in der Pubertät. Greifbare Ziele für die Jugendlichen sind ein erfolgreicher Schulabschluss, ein Praktikum, ein Ausbildungsplatz, ein eigenes Einkommen.
Die wesentlichen Merkmale des KBW-Patenprojekts sind die freiwillige Teilnahme der bzw. des Jugendlichen, die individuelle Betreuung der Jugendlichen im Betreuungsverhältnis 1:1 und die Ehrenamtlichkeit der Patinnen und Paten, mit einem Rückhalt und einer Betreuung durch die Projektkoordination. Die Zusammenarbeit von Kommunen, Patinnen und Paten, Schulen und ggf. weiteren Institutionen und Personen mündet in ein Netzwerk, das Unterstützung beim Übergang von der Schule in die Ausbildung bietet. Damit steht das Patenprojekt für die Verbindung von Haupt- und Ehrenamt.
Ein enger Kontakt mit der jeweiligen Schule ist für ein Gelingen des Gesamtprojekts bzw. jeder einzelnen Patenschaft unerlässlich. Neben den Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeitern an Schulen müssen für eine positive Zusammenarbeit auch die Schulleitungen und die einzelnen Lehrkräfte von der Sinnhaftigkeit des Patenprojekts überzeugt sein. Sie fungieren als Anlaufstelle vor Ort und helfen, das Projekt auf die lokalen Bedürfnisse abzustimmen.
Ablauf einer Patenschaft
In den meisten Fällen kommen die Schülerinnen und Schüler über die Lehrkräfte oder Jugendsozialarbeiterinnen oder -arbeiter an Schulen zum Patenprojekt. Sobald eine passende Patin oder ein passender Pate zur Verfügung stehen, kann mit allen Beteiligten die Startvereinbarung unterzeichnet werden. Seitens der bzw. des Jugendlichen sind hier die Eltern mit von großer Bedeutung, die vom Sinn des Vorhabens überzeugt sein müssen.
In der Ausgestaltung der Patenschaft haben die Patentandems einen großen Spielraum. Zunächst einmal wird der Schwerpunkt in einem gegenseitigen Kennenlernen liegen. Wie oft sich die Patentandems treffen entscheiden sie selbst. Viele versuchen sich einmal pro Woche zu sehen, ein regelmäßiger 14-tägiger Kontakt ist genauso in Ordnung und einige Tandems treffen sich auch öfter. Auch die Wahl des Treffpunkts ist frei: Ein Treffen ist oft in den Schulen möglich, in den Räumen des Kreisbildungswerks oder in Büchereien, aber auch zu Hause. Die Patenschaften laufen idealerweise bis ins erste Lehrjahr hinein und werden in Übereinstimmung der Beteiligten abgeschlossen, wenn sich der eigentliche Zweck der Patenschaft erübrigt hat. In manchen Fällen besteht aber sogar darüber hinaus eine freundschaftliche Verbindung.
Patenschaften in der Pandemie
Die derzeitige Lage stellt selbstverständlich auch für das Patenprojekt eine große Herausforderung dar. Zum einen sind die meisten unserer Patinnen und Paten Seniorinnen bzw. Senioren, die in besonderer Weise auf ihre Gesundheit achten müssen und besser Abstand zu den jugendlichen Patenkindern halten sollten. Gleichzeitig fallen im strengeren Lockdown auch sehr viele Örtlichkeiten für ein Treffen weg. Außer Spaziergängen ist im Schneegestöber nicht viel zu machen. Erfreulicherweise konnten sich aber doch einige Patenschaften in den virtuellen Raum verlegen, wo mit Messenger-Diensten und Konferenz-Tools der Kontakt aufrechterhalten wurde und Schulabschlüsse gemeinsam gefeiert wurden.
Unsere Ehrenamtlichen
Für die allermeisten unserer Ehrenamtlichen gilt, dass ihre eigenen Kinder bereits „aus dem Gröbsten“ raus sind, bzw. auch größtenteils die Schule abgeschlossen haben. Manche stehen noch im Beruf, einige befinden sich, wie ihre Schützlinge auch, in einer Übergangsphase, in diesem Falle dem Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand und einige sind in ebendiesem auch schon angekommen. An ehemaligen Berufen sind viele Ingenieurswissenschaften vertreten sowie verschiedene kaufmännische oder technische Berufe.
Zu den Qualitätsstandards einer wertschätzenden Arbeit mit Ehrenamtlichen gehören neben der Sach- und Fahrtkostenerstattung auch eine bedarfsorientierte Qualifizierung und eine kontinuierliche Begleitung. Zur Erfüllung dieses Eigenanspruchs gehören eine umfassende Grundqualifizierung, die Durchführung regelmäßiger Patenkreise (ca. alle sechs bis acht Wochen), bei denen sich die Patinnen und Paten austauschen können sowie regelmäßige Fortbildungen. Zum Selbstverständnis des KBW gehören zudem ein kontinuierlicher Kontakt zu den Ehrenamtlichen und eine Wertschätzungskultur z. B. durch eine Einladung zu Dankesessen und Dankesfeiern.
Unser Motto
Im Mittelpunkt steht der Prozess, nicht das Ergebnis!
Steckbrief
Projektname
Patenprojekt
Ort
Südlicher Landkreis Ebersberg
Gründung
Schuljahr 2010/2011
Träger
Kath. Kreisbildungswerk Ebersberg e. V.
Kontaktdaten:
Pfarrer-Bauer-Str. 5
85560 Ebersberg
E-Mail: patenprojekt(at)kbw-ebersberg.de
Schwerpunkt
Patenschaften für Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen in Ebersberg, Grafing, Kirchseeon, Glonn und Aßling
Mitarbeiter/innen
hauptamtlich: 1
Anzahl der Patinnen und Paten
ca. 10