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Schülerpatenschaft Räuberleiter e. V. ist das Projekt des Monats Mai 2020
2013 gründete sich der eingetragene Verein „Schülerpatenschaft Räuberleiter“ in Lampertheim, der aus dem Vorgängerprojekt „Schülerpatenschaft Nazanin“ hervorging und wenig später als gemeinnützig anerkannt wurde. Mit der Namensänderung sollte unterstrichen werden, dass sich das Projekt nicht nur auf Kinder mit Migrationshintergrund konzentriert, sondern generell die spielerische Vermittlung von Wissen, die Freude am Lernen und das Aufzeigen von Perspektiven und Möglichkeiten in den Fokus stellt. Hier berichtet das Projekt über seine Arbeit.
Wie beschreiben Sie Ihre Projektarbeit?
Da zu viele Schülerinnen und Schüler hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, weil ihr Elternhaus ihnen nicht ausreichend Unterstützung für ihre schulische und persönliche Entwicklung bieten kann, begleitet die „Schülerpatenschaft Räuberleiter e. V.“ Kinder aus sozial benachteiligten Familien auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Hierzu bekommen sie eine Vertrauensperson – ihren eigene Patin oder einen Paten – zur Seite gestellt. Gemeinsames spielerisches Lernen schafft Erfolgserlebnisse, fördert Konzentrationsfähigkeit, logisches Denken und stärkt das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Das Ziel unserer Arbeit ist, dass jede Schülerin und jeder Schüler den für sie bestmöglichen Schulabschluss erreichen kann.
Die Betreuung erfolgt in einem 1:1 Verhältnis, d. h. jede Patin und jeder Pate betreut nur eine Schülerin oder einen Schüler. Die Tandems treffen sich ein bis zwei Mal pro Woche für mindestens eine Stunde. Während dieser Treffen geht es um eine individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler, insbesondere in den drei Bereichen fachliches Wissen, Steigerung des Selbstbewusstseins und Organisation. Außerdem sollen die Schüler in ihrer Neugierde und Lernfreude gestärkt werden und dadurch ihre Stärken und Talente kennenlernen. Besuchen die Patenkinder bereits höhere Klassenstufen und beschäftigen sich mit den Themen Praktikum oder Berufsausbildung, können Sie innerhalb ihrer Patenschaft bei der Auswahl der geeigneten Richtung oder dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen beraten werden.
Wichtig ist uns, dass die Patinnen und Paten und die Patenkinder Freude am gemeinsamen Lernen haben, denn wir sind davon überzeugt, dass sich eine gute Beziehung zwischen den Tandempartnern sowohl auf die schulische als auch die persönliche Entwicklung des Schülers positiv auswirkt. In der Regel finden die gemeinsamen Treffen bei den Schülerinnen und Schülern zu Hause statt, es können jedoch nach Wunsch auch Räumlichkeiten in der Schule zur Verfügung gestellt werden. Auf Wunsch und mit Zustimmung der Beteiligten kann der Kontakt des Paten zur Schule vermittelt werden. Wir erwarten von unseren Patinnen und Paten weder eine pädagogische Ausbildung noch einen fachspezifischen Studienabschluss. Sie müssen in erster Linie Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mitbringen. Weiterhin benötigen sie eine große Portion Geduld sowie die Bereitschaft, sich gemeinsam mit ihrem Patenkind in neue Themen einzuarbeiten. Die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses ist zwingend notwendig.
Es finden regelmäßige Patentreffen statt, bei denen sich alle Patinnen und Paten über ihre Erlebnisse in ihrer Patenschaft austauschen können. Hier können Erfolge geteilt und gemeinsam Probleme besprochen werden. Zusätzlich findet im jährlichen Rhythmus ein gemeinsamer Ausflug mit allen Schülern und Paten statt.
Wie kommt man zusammen?
Die Vermittlung zwischen Patinnen und Paten und den Familien folgt immer dem gleichen Schema: Vor der Vermittlung einer Patenschaft wird ein Gespräch mit dem Schüler und den Erziehungsberechtigten geführt, um die individuellen Bedürfnisse und schulischen Problembereiche der Schülerinnen und Schüler zu ermitteln. Ist eine passende Patin oder ein Pate vorhanden, findet ein Vermittlungsgespräch bei der Familie zu Hause statt, bei dem ein Mitarbeiter der Schülerpatenschaft Räuberleiter e. V. anwesend ist, um Berührungsängste zu überbrücken und gegebenenfalls aufkommende Fragen zum organisatorischen Ablauf zu beantworten. Sind Schüler, Eltern und Pate miteinander einverstanden, wird die konkrete Ausgestaltung der Patenschaft in deren Hand übergeben und wir beschränken uns auf unsere Unterstüzungsfunktion. Wir achten bei der Vermittlung darauf, ob Pate und Schüler zueinander passen könnten - die Warteliste wird dabei nicht chronologisch abgearbeitet.
Wer ist die Zielgruppe?
Betreut werden Schüler, deren Eltern:
• arbeitslos oder nur geringfügig beschäftigt sind,
• alleinerziehend sind,
• keinen oder nur einen geringen Bildungsabschluss haben,
• einen Migrationshintergrund haben oder
• sehr jung Eltern geworden sind.
Wir haben uns für diese Kriterien entschieden, da es sich hierbei um typische Risikofaktoren handelt, die Kinderarmut begünstigen. Auf die schulischen Leistungen des Schülers kommt es dagegen nicht an.
Seit wann besteht das Projekt?
Als Projekt sind wir 2011 gestartet, den Verein gibt es seit Dezember 2013.
Wie wird das Projekt bekannt gemacht?
Wir nutzen lokale Zeitungen, Social Media sowie gemeinsame Aktionen mit dem lokalen Einzelhandel, um unseren Verein bekannt zu machen. Mithilfe von Informationsveranstaltungen und dem Kontakt zu örtlichen Schulen können wir Interessierten persönlich informieren.
Wie alt sind Patinnen und Paten?
Unser derzeit jüngster Pate ist Mitte 20, die bisher älteste Patin war 80 Jahre alt.
Wie wird das ehrenamtliche Engagement anerkannt?
Unsere Patinnen und Paten bekommen jedes Jahr zu Weihnachten ein kleines Präsent als Dankeschön für ihr Engagement. Außerdem ist es uns wichtig, ihnen zum Geburtstag oder zu Weihnachten mit einer persönlichen Karte zu danken.
Welche Rückmeldungen erhalten sie von den Patenkindern?
Viele Schülerinnen und Schüler bauen ein inniges Verhältnis zu ihren Paten auf und sie genießen vor allem die Tatsache, dass sich jemand Zeit für sie nimmt. Sie sind zudem sehr stolz, wenn sie ihre schulischen Leistungen verbessern konnten und z. B. zum ersten Mal angstfrei an der Tafel vorrechnen. Die Patinnen und Paten sind für sie außerdem eine wichtige Vertrauensperson und Ratgeber für persönliche Anliegen.
Haben Sie Informationen über den Schul- oder den Ausbildungserfolg der Kinder und Jugendlichen?
Da wir mit den Familien in engem Kontakt stehen, bleibt dieser oftmals auch über eine Patenschaft hinaus bestehen. So wissen wir in vielen Fällen über den weiteren Werdegang unserer ehemaligen Patenkinder Bescheid.
Was hat unsere Arbeit bisher bewirkt?
Unsere Schüler haben sich sowohl in ihrer Selbstständigkeit als auch ihrem Selbstbewusstsein entwickelt. Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen entwickelten berufliche und persönliche Perspektiven, die sie auch nach ihrem Schulabschluss umsetzen konnten. Unsere bisherigen Schulabsolventen konnten übergangslos von der Schule in eine Ausbildung wechseln und inzwischen haben zwei unserer ersten ehemaligen Patenkinder diese auch schon erfolgreich beendet. Darüber hinaus bildeten sich Freundschaften zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten und Kulturen, was auch die persönliche Entwicklung der Paten gefördert hat.
Haben Sie ein Motto?
Schülern helfen – Zukunft schenken
Projektname
Schülerpatenschaft Räuberleiter e. V.
Ort
Lampertheim
Gründung
Mai 2011, Verein Dezember 2013
Kontaktdaten
Stefanie Wadle
Thüringer Str. 31
64297 Darmstadt
E-Mail: info(at)schuelerpatenschaft-raeuberleiter.de
Schwerpunkte
Bildung, Kinder- und Jugendarbeit
Mitarbeiter/innen
ehrenamtlich: 7
Anzahl der Patinnen und Paten:
11