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Dorothee und Mikel sind das Tandem des Monats April 2022

Ziel der Mentoring-Projekte „Ausblicke“ und „MISA 1.0“ ist es, das Erreichen von Ausbildungsabschlüssen mit Hilfe von langfristigen Mentoraten zu begleiten. Die Mentorinnen und Mentoren kommen aus vielen unterschiedlichen Berufsfeldern und sind zwischen 25 und 80 Jahre alt. Sie engagieren sich für circa ein Jahr ehrenamtlich in dem Projekt und unterstützen neben ihrer beruflichen Tätigkeit die jungen Menschen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Die inhaltlichen Schwerpunkte des Mentorats stehen in direktem Zusammenhang mit dem Ausbildungsabschnitt, in dem sich die Mentees beim Projekteintritt befinden. Neben der beruflichen Begleitung profitieren die Mentees insbesondere durch den Erfahrungsaustausch, persönliches Feedback und die Erweiterung ihres Netzwerkes. Im folgenden Interview berichten Mentorin Dorothee – Diplom-Ingenieurin – und Mentee Mikel – Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement – über ihre Tandemerfahrungen.

Mikel, wie bist Du auf die Idee gekommen, Mentee bei „Ausblicke“ und „MISA 1.0“ zu werden?
Mikel:
Es kam eine Dame von diesem Projekt zu uns in die Schule und ich fand das interessant für meine Zukunft. Dass ich so einen klaren Blick bekomme, was ich nach der Ausbildung machen möchte und um mich auch sprachlich zu verbessern.

Nachdem man das nun nicht mehr hört, dass Du sprachlich solche Schwierigkeiten hattest: Magst Du etwas zu Deinem Hintergrund sagen? Woher die Sprachschwierigkeiten gekommen sind?
Mikel: Ja, gerne. Aufgewachsen bin ich in Griechenland und ursprünglich komme ich aus Albanien. Erst einmal war es schwer, Deutsch zu lernen. Für mich hieß das: Schulzeit von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr bzw. 15:00 Uhr und nach der Schule dann „Bibliothekszeit“. Mit der Zeit habe ich mich entschieden, eine Ausbildung zu machen. Durch ein Speed-Dating bei der Bundesagentur für Arbeit – da habe ich auch meinen Freund Frederic kennengelernt, der ja jetzt auch Mentee bei Euch ist – habe ich dann auch einen Ausbildungsplatz gefunden. Bis jetzt läuft alles gut.

Dorothee, wie bist Du auf die Idee gekommen, Mentorin zu werden?
Dorothee:
Das ist einfach eine logische Konsequenz. Zum einen habe ich die letzten 20 Jahre viel im Ausland gearbeitet, in der Entwicklungszusammenarbeit und in der humanitären Hilfe. Ich habe z. B. auch zwei Jahre im Irak gearbeitet. Da hatte ich auch ein großes Team, das waren überwiegend junge Leute. Ich weiß, dass ich mit diesen Erfahrungen auch ein Stück weit helfen kann, und dass Leute relativ schnell mit mir umgehen können. Da bot es sich an, mal zu gucken: Wer braucht vielleicht ein bisschen Unterstützung.

Wie hat sich Eure Zusammenarbeit entwickelt?
Mikel:
Wir haben uns im Herbst 2020 kennengelernt. Da gingen die Corona-Zahlen gerade wieder hoch. Das hat bedeutet, dass wir uns nicht persönlich sehen konnten, und so haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, was wir so machen könnten, um weiterzukommen. Ein Ziel von unseren Treffen war ja, mich sprachlich zu verbessern. Und dann hat mir Dorothee vorgeschlagen, dass ich Texte schreibe, um zu lernen, was man wie besser schreiben könnte.

Und worüber hast Du Geschichten geschrieben?
Mikel:
Am Anfang waren das ganz einfache Erzählungen. Über Unterschiede von meinem Heimatland Albanien, Griechenland und Deutschland oder das Essen. Eine Geschichte drehte sich zum Beispiel um meinen Großvater. Auf jeden Fall war das Schreiben eine schöne Erfahrung. Ich habe das auch bei der Arbeit gemerkt, dass ich mich wirklich schriftlich verbessert habe. Man ist plötzlich so in dieser Denkweise: Wie formuliere ich etwas anders oder besser? Und manchmal hat man zwar die Idee, aber wie schreibt man das dann? Das war schon ein bisschen schwer.
Dorothee: Es ging auch immer darum, Emotionen auszudrücken und damit das Vokabular zu erweitern. Die Geschichten gingen dann oft zwei bis drei Mal zwischen uns hin und her. Es ging um die Möglichkeiten, wie Du einen Satz zusammensetzen kannst und sich auszudrücken.

Dorothee, Du hast beruflich sehr viel mit jungen Menschen und in Teams gearbeitet. Was ist für Dich der Unterschied beim Mentoring?
Dorothee:
Wir agieren immer freiwillig, was ja sehr viel angenehmer ist. Aber ansonsten kriegt Mikel auch jeden Respekt und jeden professionellen Ansatz, den ich bieten kann. Das Pfund, das er reinlegen muss, ist die Freiwilligkeit. Und das frage ich ihn auch immer: Wollen wir? Ich bin da, aber Du sagst mir, wann. Und natürlich arbeiten wir gemeinsam an den Themen, das ist auch klar. Er muss das aber formulieren.

Mikel, war das für Dich ein bisschen komisch am Anfang mit der Freiwilligkeit?
Mikel:
Nein, eigentlich nicht. Ich hatte mir das schon so vorgestellt. Uns wurde ja auch schon am Anfang gesagt, dass das freiwillig ist. Und für mich war das auch sehr in Ordnung. Freiwillig ist man ja auch hergekommen. Und wenn man sieht, dass es nicht klappt, dann muss man das ja auch nicht weitermachen. Aber bei uns hat das ja wirklich gut geklappt.

Mikel, jetzt hast Du uns ja schon weiterempfohlen an einen guten Freund von Dir. Wem würdest Du so ein Mentoring-Programm empfehlen?
Mikel:
Ich würde das jedem empfehlen, der darüber nachdenken will, was man besser machen könnte, mit seinem Leben, berufsorientiert oder für die Schule, dem würde ich das empfehlen.

Steckbrief

Projektname
Ausblicke

Ort
Berlin (Neukölln)

Gründung
2013

Träger
Stiftung Unionhilfswerk Berlin

Kontaktdaten
Sabine Niels
Karl-Marx-Platz 20
12043 Berlin

E-Mail: ausblicke(at)unionhilfswerk.de

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Schwerpunkt
Unterstützung für junge Menschen in einer betrieblichen Ausbildung

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hauptamtlich
 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich
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